Die Rede von Staatskunst klingt wie ein Signal, um eine Stellung zu nehmen, die die Freiheit des Subjekts immer behauptet, eben die Kunst. Eine Vorschrift, die die Kunst zur Nachschrift verpflichtet, ist uns seit Platon bekannt.

An einer Grenze Europas wird diese Avantgarde als subjektive erkennbar. Am 06. Juni 1918 schreibt Mustafa Kemal, der spätere Atatürk, in sein Tagebuch und über sein Volk: ,,Nicht ich darf mich ihnen, sondern sie müssen sich mir annähern.’‘ Das Jahrhundert, das uns von dieser Erwartung trennt, hat den Bereich, in dem es gilt, sich hervorzutun und voranzuschreiten, eingeschränkt, nicht zuletzt auf das templum der Kunst.

Zuerst aber war das templum nicht ein Gebäude, sondern ein Feld, das begrenzt war. Am Rande des Feldes, dort, wo das Chaos begann, hatten die Auguren Übersicht, um den Flug der Vögel zu folgen. Was sie davon zu sagen wussten, galt dem, was zu tun war. Und die Politiker hatten vor allem anderen damit zu tun, ihr Handeln mit dem Spruch der Auguren in Einklang zu bringen.

Die Lecture-Performance ist ein Beitrag des in München lebenden und arbeitenden Künstlers Berthold Reiß zu der Ausstellung Die Kunst der Türken/ The Art of the Turks/ Türklerin Sanati.

Eintritt 3,- EUR. Für Mitglieder ist der Eintritt frei.