Christian Jendreiko
“Collagen sind meine Form der Morgengymnastik. Sie entstehen direkt nach dem Aufstehen, am Kaffeetisch, um meine geistige und körperliche Bewegungsfähigkeit zu überprüfen und zu sehen, was der Tag mir bringen wird. Sie entstehen aus dem ersten Bewegungsimpuls, der mir in den Sinn kommt: Greife ich heute zum schweren Buch oder blättere ich in der leichten Zeitschrift? Schaue ich nach oben rechts oder unten links? Schneide ich kurvig oder kantig? Reiße ich heftig oder vorsichtig? Sobald ich anfange ergibt eine Bewegung die andere und ich schaue, wohin mich meine Aktionen führen. Auch in den Collagen dreht sich also alles um mein eigentliches Thema: Mir geht es nicht um das Fabrizieren von Objekten, sondern um das Formen von menschlicher Bewegung. Die Collagen selbst bilden, genau wie meine Audioarbeiten, das sinnfällige Protokoll dieses Prozesses – und damit das Abbild meiner jeweiligen Tagesform. Nicht mehr und nicht weniger. Bei den Collagen greife ich, wie in meinen soundbasierten Arbeiten, die mit dem Sampler entstehen, zu vorgefundenem Material, weil mich unter anderem die Frage interessiert, was geschieht, wenn einer die Bewegung eines anderen transformiert.”
Christian Jendreiko war an der Ausstellung Städtische Bühne beteiligt.