Beat Streuli

Beat Streuli New York 04
New York 04, 2005
Signiert, datiert und nummeriert
Laserchrome-Print
42 x 60 cm auf 58 x 75,4 cm
Auflage 20 + 3 AP (2005/2006)
850 €

Aus Beat Streulis Arbeiten strahlt die Kraft der Gegenwart. Er findet und fixiert sie in den Metropolen der Welt, die durch Menschen geprägt sind, die sich dem konsumierenden Shoppen, dem dandyhaften Flanieren oder dem situationistischen “Derive” hingeben. Das in zahlreichen internationalen Ausstellungen und Sammlungen präsentierte Werk Streulis zeigt selbstbewusste Passanten aus unterschiedlichen Kulturen und Klassen auf Straßen von Großstädten. Ihre Persönlichkeit und Individualität wird durch das momentane Festhalten in der Fotografie elementar beleuchtet, so dass die Existenz in der anonymen Masse für einen Augenblick, letztendlich aber für einen Zeitraum, der über das eigene Leben hinweg reicht, individualisiert wird. “Die Monotonie des modernen, globalisierten Alltags wird zum Versprechen einer neuen Immortalität. Die Standardisierung des Menschen macht ihn ersetzbar, austauschbar – und damit unsterblich.” Boris Groys im Ausstellungskatalog zu Beat Streuli: CITY, Kunsthalle Düsseldorf und Kunsthalle Zürich 1999.

Weder für austauschbar noch für unsterblich hält man den trainierten jungen Mann, der mit großem Selbstbewusstsein und ausgeprägter Körperlichkeit die New Yorker Straße überquert. Seine Vorfahren könnten Michelangelos David oder Rodins Ehernes Zeitalter sein, Skulpturen, die durch ihren lebensechten Realismus schockierten. Streulis Straßenszene ist das Porträt einer anonymen Schönheit, die an den jungen de Niro ebenso erinnert wie an unseren Nachbarn aus dem fünften Stock. Der Musik hörende, seitlich beleuchtete Flaneur zieht auf dem Zebrastreifen vorbei an einer farbigen Frau und einem Tourist direkt auf die Kamera zu und richtet seinen Blick nach links, auf eine Szene außerhalb des Bildes, wodurch er trotz seiner dynamischen Präsenz den Eindruck doppelter Abwesenheit erzeugt. Gerade durch die Differenz zwischen Posieren und Präsentieren wird ein gewisser Voyeurismus erzeugt, der aber alles mit Sehlust und nichts mit fotografischer Ausbeutung zu tun hat.