Tino Sehgal

Tino Sehgal An die Mitglieder des Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen
An die Mitglieder des Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, 2005
Unikat bestehend aus 300 Teilen
25 €

Tino Sehgal schafft radikale Werke, die als Choreografie, Gesang oder Sprechen existieren und nicht als Kunstobjekt im traditionellen Sinne aufgehängt, -gestellt oder bewahrt werden. Bei seiner Einzelausstellung 2004 im van Abbemuseum in Eindhoven oder im Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig in diesem Jahr präsentiert er Arbeiten, die von Museumswärtern, teilweise in Zusammenarbeit mit Besuchern, ausgeführt werden und durch die Integration von Körperlichem, von Klang und Kommunikation eine unvorhersehbare Dynamik in den musealen Raum bringen. Sehgal knüpft an konzeptuelle Ideen der 60er und 70er Jahre an und verbindet sie auf überraschende Weise mit Herausforderung an den Markt oder Museen.

Die kritische Haltung des Künstlers im Bezug auf Kunst als Objekt und die Zeitgebundenheit und Nicht-Stofflichkeit der Werke machen uns besonders neugierig auf seine Jahresgabe: Tino Sehgal hat einen Text verfasst, den außer ihm niemand kennt und der aus 300 Wörtern besteht. Ein Kunstvereinsmitglied kann für 25 Euro ein Wort erwerben, das ihm mit einer Nummer von 1-300 mitgeteilt wird. So wechseln Subjekt, Prädikat, Objekt und Verben den Besitzer , und dieser wird gleichzeitig zum Shareholder am Gesamttext. Dieser ganze Text, einzelne Sätze oder Zeilen können nur gemeinsam mit anderen Mitgliedern zusammen gesetzt werden. Doch auch alleine kann man sich an einem Wort erfreuen – und auch an der Tatsache, dass zum ersten Mal der Kauf einer Jahresgabe den Erwerb eines immateriellen Gegenstandes ermöglicht.