Margarete Jakschik

Für die Jubiläums-Festschrift, die der Kunstverein anlässlich seines 175. Jubiläums 2004 publizierte, hat Margarete Jakschik eine fotografische Serie von Porträts aufgenommen. Die junge Künstlerin, die an der Kunstakademie in der Klasse von Thomas Ruff studiert, hat für diese Portraitserie 40 von 4000 Mitgliedern des Kunstvereins besucht und in ihrer privaten Umgebung fotografiert. Die starken, aussagekräftigen Bilder zeigen die Menschen in selbst gewählten Posen und zeugen von der großen Freiheit, die die Künstlerin ihrem Gegenüber lässt.

Bisher thematisierte Margarete Jakschik in ihrer künstlerischen Arbeit bewusst mit Klischees behaftete Sehnsuchtsmotive – in romantischer Tradition zeigt sie solitäre Figuren in schönen und oftmals melancholischen Landschaften, bei denen man an Gemälde von Casper David Friedrich ebenso wie an populäre Postermotvie mit Sonnenuntergängen und Seeansichten denkt. Jakschiks Kompositionen zeigen inszenierte und gefundene Situationen und bergen Geheimnisse hinter der schönen leichten Oberfläche.

Die Jahresgabe für den Kunstverein sieht zunächst aus wie eine abstrakte “minimalistische” Fotografie: in den unteren Bildecken erkennt man jedoch Fragmente von Häuserfassaden, einen Baum, der mit den Ausläufern seiner Äste in das Bild hineinragt. Im Mittelpunkt schwebt eine graue Wolke, deren ovale Form sich beim genauen Hinsehen in ihre Bestandteile auflöst – in Vögel, die einen Schwarm bilden, der sich gegen den Himmel abzeichnet. Die geschlossenen Formation der Vögel im Augenblick der fotografischen Aufnahme ist angesichts der temporären, in ständiger Veränderung befindlichen Form eines Schwarms überraschend. Hier scheint die offene Form für eine Sekunde zur Ruhe gekommen zu sein – wie aufgespannt und stabile verankert zwischen den gerade noch sichtbaren Häuserspitzen.