Georg Herold

Georg Herold gehört seit den 80er Jahren zu den wichtigsten, international renommierten deutschen Gegenwartskünstlern. Er hat mit seiner ironisch-subversiven Kunst eine herausragende künstlerische Position definiert, die uns mit Intelligenz und bösem Humor eingefahrene Wahrnehmung- und Verhaltensweisen vor Augen hält. Handlungen und Rituale im Alltag, in der Politik oder innerhalb des Betriebssystems Kunst dienen als Vorlage für seine Skulpturen, Bilder oder Videos, in denen formale Fragen auf ungewöhnliche Weise mit existentiellen verbunden sind. Dabei spielt auch Sprache als Spiegel des individuellen Denkens oder von gesellschaftlichen Verabredungen eine zentrale Rolle.
Herolds großer Einfluss auch auf jüngere Künstlergenerationen ist seit einigen Jahren noch verstärkt durch seine Tätigkeit als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Dachlatten sind neben Kaviar, Backsteinen, Seidenstrümpfen und Beton das grundlegende Medium Herolds, das in vielen Arbeiten zum Einsatz kommt. Er befreit die ungehobelte Dachlatte von ihrer Existenz als unsichtbares Hintergrundmaterial im Alltag (Küchenzeilen) und in der Kunst (Keilrahmen) und baut mit ihr unverkleidete skulpturale Bilder, die abstrakt oder gegenständlich immer materiell spröde und konzeptuell vielschichtige Konstruktionen sind. So enthält auch das Dachlattenrelief, das Herold als Jahresgabe entworfen hat, mehrere Bilder zugleich. Kurt und Karl sind Stellvertreter miteinander verstrickter Figuren, ihre Attribute ebenso typisch wie uneindeutig: “Wer die Freunde sind? Aber es wird jeder selber herausfinden, ob er militant, schöngeistig oder schwul ist.” Wie im Vexierbild mutieren die Protagonisten von einem zum anderen, sie sind Täter, Opfer, Bewehrte, Versehrte, Tucholsky, Valentin, Max, Schumacher, Liebende oder Liebknecht. Das Bild bleibt wie bei einem brisanten Video unscharf. Und wenn man ganz genau hinsieht, dann erkennt man nichts als einzelne nüchterne Dachlatten.