Eröffnung: Freitag, 15. März 2024, 18–22 Uhr
Behrang Karimis Werk bewegt sich in einer Dimension des Intuitiven. Seine Malereien gehen von einem inneren, intimen Raum aus und deuten Momente des Innehaltens und der Kontemplation an. Auch wenn es persönliche Bilder sind, die in spezifischen Erfahrungen und Erinnerungen verankert sind, haben sie eine Tendenz zum Metaphorischen und Parabelhaften. Dies verleiht ihnen eine gewisse Abstraktion, obwohl sie sich der Figuration bedienen – ähnlich den Momenten vor dem Schlaf, wenn die Gedanken ins Metaphorische abdriften. In einem anhaltenden Prozess der Untersuchung der Malerei, ihren Möglichkeiten und ihrer zeitweiligen Selbstgefälligkeit bedient sich Karimi (geb. in Schiras, Iran, lebt und arbeitet in Köln) verschiedenen Tonalitäten, Stimmungen, Identitäten und Gesten des Mediums. Das Bildermachen wird hier zu einer Art Aufführung mit wechselnden Rollen, das weniger nach Wiedererkennbarkeit und Berechenbarkeit sucht als nach dem fragilen und schwierigen Moment, in dem sich eine Stimmung, eine Empfindung oder eine Erinnerung materialisiert und intensiviert. Es gibt Momente in seinen Bildern, die mit Transparenz und Transparent-Machen spielen und von denen eine ätherische Luminosität ausgeht; und andere, in denen einzelne Objekte frontal auftauchen, als hätten sie eine eindringliche, fast religiöse Bedeutung. Manchmal sind seine Figuren in tiefer Introspektion versunken, während alles um sie herum verschwimmt. Daneben existieren auch beunruhigende und ambivalente Szenen, die Erfahrungen zwischen Gewalt, Hingabe und Intimität andeuten.
In seiner Einzelausstellung Pocket Call bringt Behrang Karimi neue Arbeiten in einen Dialog, bei dem Kontinuitäten und Verbindungen zwischen Malerei, Möbelstücken, Zeichnungen, Tapisserie und Drucken entstehen. Es sind Verbindungen, die mitunter in einen Raum des Alltags übergehen: In einer Soundarbeit sind Karimis Kinder und ein verstimmtes Klavier zu hören, unterbrochen von Geschirrklappern und Stimmen. In einer idealen Vorstellung erscheint die Kindheit als ein Ort der Utopie, an dem das Denken und das Verhältnis zur so genannten „Realität“ unvorhersehbar und intuitiv ist und Wirklichkeiten außerhalb der Wirklichkeit existieren. In ähnlicher Weise ist Karimis Praxis untrennbar mit einem Raum der Imagination verbunden, in dem sich ein Gefühl von weltlicher Gravitas plötzlich sehr leicht anfühlen kann und umgekehrt. Die Ausstellung dient als eine Bühne, auf der Karimis Malereien in den größeren Zusammenhang seiner facettenreichen Praxis gestellt werden. Nicht ohne Ironie berührt die Ausstellung auch die Vorstellung, dass das materielle Schaffen in einer kosmologischen Dimension aufgeht, in der Energie in zyklischen Bahnen wiederkehrt.
Der Titel der Ausstellung, Pocket Call, greift das Bild eines Telefongesprächs auf, zu dem der/die Zuhörer:in nicht eingeladen wurde, aber trotzdem alles hört was gesagt wird. Es ist ein verborgenes, heimliches, möglicherweise verstohlenes Wissen, das Karimis künstlerische Sensibilität beschreibt, die auf einer intuitiven und affektiven Ebene kommuniziert, während sie ungreifbar und flüchtig bleibt.
Während der Ausstellung findet ein Gespräch und Ausstellungs-Rundgang mit Behrang Karimi und Kathrin Bentele (Direktorin des Kunstvereins) sowie ein von Karimi organisierter Abend mit Musik und DJ-Sets im Salon des Amateurs statt.
Kuratiert von Kathrin Bentele
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Die Ausstellung wird großzügig gefördert durch die Kunststiftung NRW. Der Kunstverein wird durch eine ständige Partnerschaft der Stadtwerke Düsseldorf und durch die Landeshauptstadt Düsseldorf unterstützt. Besonderer Dank an Maureen Paley.
Behrang Karimi, Pocket Call, Installationsansicht, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, 2024, Foto: Cedric Mussano