Eröffnung: Freitag, 10. März 2023, 18–22 Uhr
I CUSTOMERS zeigt neue und jüngste Arbeiten von Jessica Vaughn (*1983 in Chicago, lebt und arbeitet in New York), die auf unterschiedliche Weise von Absenzen und ihrem materiellen Nachleben handeln. Vaughns Arbeit, die auf einem materialistischen Ansatz beruht, verhandelt die Beziehungen von Arbeit, Race und Architektur und den tiefgreifenden Einfluss von Infrastrukturen auf den arbeitenden Körper. Die Künstlerin entwickelt ihre Arbeiten ausgehend von übriggebliebenen und überschüssigen Materialien aus Kontexten von industrieller sowie administrativer, wissensbasierter Arbeit. Sie schöpfen aus einem negativen und unterschwelligen Moment – aus der gesellschaftlichen Unsichtbarkeit und vermeintlichen Austauschbarkeit bestimmter Formen von Arbeit und der Menschen, die sie ausführen.
Für Vaughn bilden Infrastrukturen, die auf indifferenten und demokratischen Organisationsprinzipien basieren (wie Module, Raster, industrielle Serialität und ISO-Standards) oft den Ausgangspunkt, um in die Tiefe ihrer sozialen Verfasstheit zu schauen. In der Ausstellung werden Objekte, mit denen wir täglich in körperlichen Kontakt kommen, als Umgebungen lesbar, die Körper auf bestärkende und wohlwollende oder auf abweisende und feindliche Art und Weise situieren. Repräsentation ist notwendigerweise instabil und flüchtig in Vaughns Praxis, da die Ready-Mades selber unterschiedliche und widersprüchliche Hoffnungen, Erwartungen und gelebte Realitäten verkörpern – Arbeit ist schliesslich noch immer ein wichtiger Hoffnungsträger für soziale Aufwärtsmobilität. Der Titel I 🖤 CUSTOMERS greift die euphemistische Sprache von Unternehmen auf, die mit der Terminologie von Fürsorge die soziale Diskrepanz zwischen Arbeit und Kapital, Produktion und Konsumption und den Menschen an beiden Enden des Spektrums angeblich überwinden wollen.
Vaughns neueste Arbeiten befassen sich mit dem überarbeiteten Körper und Erschöpfungszuständen und setzen Industrie, Körper und Institution in ein (ungleiches) Verhältnis. Sie kontrastieren die gegensätzlichen Standards, mit der einerseits die Alternativmedizin auf den menschlichen Körper und seine Fürsorge blickt und andererseits die Ökonomie ihre Gesundheit und ihr Funktionieren bemisst. Gleichzeitig beschreiben sie die Institution als einen Organismus, der sich abwechselnd beherbergend oder abweisend anfühlt. Die Ausstellung im Kunstverein kommt immer wieder auf den Gedanken der Erschöpfung zurück, um über Handlungs(ohn)macht und soziale Ungleichheit im Kapitalismus nachzudenken, aber auch, um einen vertieften Blick auf die soziale Verfasstheit jener Umgebungen und Objekte zu werfen, die wir täglich berühren, abnutzen, verbrauchen und erschöpfen.
I 🖤 CUSTOMERS ist Jessica Vaughns erste institutionelle Einzelausstellung in Europa. Anlässlich der Ausstellung lädt der Kunstverein Düsseldorf zum Symposium What Sculpture Depends On mit den Künstlerinnen Park McArthur, Rita McBride, Sung Tieu und Jessica Vaughn ein.
Kuratiert von Kathrin Bentele
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Die Ausstellung wird gefördert durch Stiftung Kunstfonds, Neustart Kultur, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf. Der Kunstverein wird unterstützt durch die Landeshauptstadt Düsseldorf und de Haen-Carstanjen & Söhne. Die Stadtwerke Düsseldorf sind ständiger Partner des Kunstvereins.
Bild: EEO Advisory Council 1980 Annual Report. Published: Jul 01, 1981.