Gespräch

Tell me about it – Beschreiben in Auswegen
Gerry Bibby und Tanja Widmann

Samstag, 20. Januar 2018
18 Uhr

Die Werkbeschreibung, eine vermeintlich neutrale, standardisierte Textform, begegnet uns regelmäßig in Zusammenhang mit künstlerischen Arbeiten (in Wandtexten, Kritiken, Kunstvermittlungsaktivitäten). Zumeist wird sie als notwendiges Übel betrachtet, als Mittel zum Zweck oder lästige Vorarbeit für die „Kür“ der Meinungsbildung. Ins Positive gekehrt lässt sich allerdings auch behaupten, dass die Werkbeschreibung die Grundlage für jede Verständigung über Kunst schafft: Was sie „sieht“ oder ausblendet, wie sie gewichtet und ordnet, welche (Sprach- )Barrieren sie auftürmt oder aus dem Weg räumt, lenkt den Zugriff auf das Werk. In diesem offenen Format stellen Bibby und Widmann sich je ein Werk ihrer Wahl vor und diskutieren die ästhetischen, sozialen und persönlichen Funktion des Beschreibens als einem Prozess, in dem Reales und Fiktives, Eigenes oder Fremdes in neue, unerwartete Verbindungen treten kann.

Tanja Widmann arbeitet als Künstlerin und Autorin. Sie lehrt an der Universität für angewandte Kunst Wien. Widmanns Praxis der Installation fokussiert die Wechselwirkungen zwischen Sprache, Affekt und Subjektbildung und dem Kunstwerk als Ort ökonomischer und symbolischer Wertproduktion. Ihre Arbeiten wurden u.a. gezeigt bei Nous Moules, c/o Kunstbüro, Wien, Tomorrow today, Emanuel Layr, Wien, Destination Vienna, Kunsthalle, Wien, Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts, Secession, Wien, eine von euch, Grazer Kunstverein, Graz, Badischer Kunstverein, Karlsruhe;_ Manifesta 8_, Murcia. 2016 initiierte sie mit Barbara Reisinger den Workshop Postapokalyptische Selbstreflexion an der Universität für angewandte Kunst, 2017 mit Tonio Kröner die Veranstaltungsreihe Postapokalyptischer Realismus am Museum Brandhorst in München. Zu ihren Publikationen zählen Tanja Widmann/Helmut Draxler (eds.): Ein kritischer Modus? Die Form der Theorie und der Inhalt der Kunst und das Künsterlinnenbuch Sich in diesem Sinne ähnlich machen. Clever & Smart. Nr. 38.

Gerry Bibby arbeitet an den Grenzen von Skulptur, Performance und Sprache und hat sich in den letzten Jahren verstärkt mit unterschiedlichsten Textformen befasst: von Erzählungen über wissenschaftliche Berichten zu Gebrauchsanweisungen und Gedichten. 2014 erschien sein Künstlerbuch The Drumhead (Sternberg Press). Bibbys Arbeit war zuletzt zu sehen bei Deborah Schamoni (München), Taylor Macklin (Zürich), Showroom (London), und in diversen Gruppenausstellungen u.a. Section Litteraire, Kunsthalle Bern; Swiss Institute Rome und bei der Biennale of Sydney’s Bureau of Writing, at Artspace, Sydney. Er ist einer der Redakteure des Künstler_innen Magazins Starship.

Die Veranstaltung ist Teil der Ausstellung KLASSENSPRACHEN – Ausstellung, Magazin, Debatte, die bis zum 4. Februar 2018 im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf zu sehen ist.

KLASSENSPRACHEN, Gerry Bibby und Tanja Widmann im Gespräch, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, 20. Januar 2017, Foto: Moritz Krauth
KLASSENSPRACHEN, Gerry Bibby und Tanja Widmann im Gespräch, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, 20. Januar 2017, Foto: Moritz Krauth
KLASSENSPRACHEN, Gerry Bibby und Tanja Widmann im Gespräch, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, 20. Januar 2017, Foto: Moritz Krauth