Aria Dean

Aria Dean offal drawing 1
offal drawing 1, 2022
Bleistift auf Papier
33 x 25,5 cm, gerahmt (Blattmaß: 30,5 x 23 cm)
Unikat
2.000 €
vergriffen
Aria Dean offal drawing 2
offal drawing 2, 2022
Bleistift auf Papier
33 x 25,5 cm, gerahmt (Blattmaß: 30,5 x 23 cm)
Unikat
2.000 €
vergriffen
Aria Dean offal drawing 3
offal drawing 3, 2022
Bleistift auf Papier
33 x 25,5 cm, gerahmt (Blattmaß: 30,5 x 23 cm)
Unikat
2.000 €
vergriffen

In seinen Schriften zur Architektur beschreibt Georges Bataille Ähnlichkeiten im Aufbau von Schlachthöfen und Museen. Erstere sind für ihn physische Manifestationen des gesellschaftlichen Unbewussten, dessen groteske Elemente sie an den Stadtrand drängen, wo sie die pathologische Zurschaustellung von Sauberkeit und Schönheit letzterer wiederholen. Während Schlachthöfe und Museen bei Bataille durch einen Prozess der Verleugnung verbunden sind, tritt die eschatologische Wurzel von Kunst und Architektur in der Moderne deutlicher hervor. Wie Aria Deans jüngste Recherchen zeigen, wandten sich Architekt:innen im 20. Jahrhundert Schlachthöfen nicht zuletzt aufgrund ihrer Faszination für die strengen Geometrien und klaren Gestaltungsprinzipien des Industriedesigns zu. Zu den sonst nüchternen Entwürfen eines Walter Gropius oder Le Corbusier war das Schlachthaus also weniger ideologisches Gegenstück als vielmehr düstere ästhetische Vorlage.

An dieser sozio-architektonischen Schnittstelle setzt Deans Edition an. Sie besteht aus Bleistiftzeichnungen in roten Holzrahmen, die an die Türen von Schlachtboxen angelehnt sind – Tore, die sich unter dem Gewicht von Tierkörpern automatisch öffnen, um den Strom des Viehs zu regeln. Während die monochrome Gestaltung der Türen ihre Rolle in einem Prozess routinisierter Tötung verschleiert, betonen Deans Zeichnungen amorpher, aber doch klar körperhafter Anordnungen diese verdrängte Beziehung zwischen Moderne und Tod in einem Prozess historischer Anamnese. Diese Entsublimierung modernen Designs verweist auf eine umfassende Beziehung zwischen Praktiken ästhetischer Reduktion und brutaleren Formen der Eliminierung. Damit schließt sie an Robert Morris’ Gefängniszeichnungen und Peter Halleys diagrammatische Malereien an, die in einer „Soziologie des Formalismus“ die in Minimalismus und radikaler Abstraktion latente Gewalt zum Vorschein bringen [Peter Halley, „The Crisis in Geometry,“ Arts Magazine 58, Nr. 10 (Juni 1984): [https://www.peterhalley.com/crisis-in-geometry]. Abgerufen am 31. Oktober 2022].

Blake Oetting

Fotos: Katja Illner