Auf der diesjährigen Biennale in Venedig hat Candida Höfer im deutschen Pavillon eine prägnante Auswahl ihres fotografischen Oeuvres aus den vergangenen Jahren gezeigt. Bilder von öffentlichen Innenräumen, von Parkhäusern, Palazzi, Bibliotheken, Museen, Auditorien und Kantinen – von Menschen errichteten, eingerichteten und genutzten Räumen. Höfers Bilder zeigen den Raum als leeres Setting für Aktivität, sie dokumentieren die Architektur und die Raumgestaltung durch Wandbehandlung, Lichtführung, Treppen, Möbel und manchmal – sehr sparsam – durch temporäre Spuren einzelner Nutzer, die jedoch in ihren Bildern als Figuren niemals auftauchen. Der Fokus liegt auf der inszenierten, total kontrollierten oder durch Nutzung und Zeit leicht verschobene Atmosphäre der Räume. Gnadenlos und gleichzeitig emphatisch zeigen Höfers Fotografien Methoden der Repräsentation, Anonymität oder Lücken bzw. Brüche in der Gestaltung.
Die Räume der 1967 errichteten Kunsthalle waren nach der Renovierung 2001 durch das vom Kunstverein vorgeschlagenen Architektenteam rheinflügel wieder in den ursprünglichen klaren Zustand zurück versetzt, wobei die Foyers durch Lichtgestaltung und Bar- und Bookshopmöbel neu eingerichtet wurden. Candida hat einmal das Foyer des Kunstvereins im zweiten Stock und einmal den Kassen-und Infobereich im Erdgeschoß der Kunsthalle fotografiert. Es sind Bilder von großer Abstraktion und Leere entstanden, Bilder von streng konzipierten Räumen, die fast irreal, wie Modelle, wirken. Beide Fotografien zeigen nicht nur den Raum, sondern ebenso dessen Abschluss, das Panoramafenster, das einen Ausblick auf die gegenüberliegende Fassade bietet und die Wandverkleidung vor gleißenden Neonröhren im Kassenbereich. In beiden Bildern schieben sich schräg die kubischen Möbel in die Bildmitte, wobei die manchmal angegriffenen Kataloge, Poster und Flyer auf der blockhaften Tischfläche überraschende Spuren menschlicher Energie bilden.
Patrizia Dander