Die Dimensionen des Bildes sind längst nicht mehr die Grenzen der Malerei – Katharina Grosse, die in den 80er Jahren an der Kunstakademie Düssseldorf studierte und dort seit 2010 eine Professur für Malerei hält, schafft Räume, die uns in eine erweiterte Diskussion über die Materie der Malerei überhaupt und das Verhältnis von Farbe und Malgrund führen. Ausgehend von einer entgrenzten Auffassung des Raumes, bearbeitet sie mit Pinsel, Rolle und vornehmlich Sprühpistole nicht nur die klassischen Malgründe wie Leinwand und Papier, sondern bezieht in ihrer Praxis profane Gegenstände wie Schutt und Steine und architektonische Elemente wie Wände, Decken und Böden gleichberechtigt mit ein. Dabei gehen Installation und Malerei fließend ineinander über, nicht ohne in ihrer erstarrten Dynamik Umgebung wie Betrachter zu okkupieren und notwendigerweise ein Bewusstsein für die eigene Verortung zu schärfen.
In ihrer Jahresgabe für den Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf manifestiert sich dieses Prinzip – nicht die Leinwand ist Träger der Farbe, sondern in Würfelformat gehauene Natursteine. In nahezu wilden Gesten scheinen die intensiven Farben auf die Flächen aufgebracht, teils deckend, teils nur angehaucht. Wechselseitig wirken Farbauftrag und Oberflächenstruktur aufeinander ein, sodass die Materialität des Objektes und die ephemere Malerei im steten Kontrast zueinander stehen und so eine beständige Spannung erzeugen.