Vortrag
Vortrag von Kerstin Stakemeier im Rahmen der Ausstellung Wessen Subjekt bin ich / Whose Subject am I?
Sonntag, 5. Juli 2015
18:30 Uhr
Es gab einige Versuche ein zukünftiges Leben zu denken, dass die Individuen jenseits ihrer Subjektformen befreit. Es gab zum Beispiel Gilles Deleuzes und Felix Guattaris ''Anti-Ödipus'' 1972, Kathy Ackers ''Hannibal Lecter, My Father'' 1991 oder die Anfänge der Cybernetic Cultures Research Unit an der University of Warwick 1994. Aber es gab letztlich kein Überkommen der Subjektform selbst jenseits von vorübergehend politisieerten und/oder ästhetisierten Brutalismen. Denn die Subjektform ist zuvorderst eine ökonomische Form, eine juristische Sachlage: sie bezeichnet das Privileg der bürgerlichen Menschen das Eigentum an sich selbst zu besitzen. Doch in Anbetracht der Finanzialisierungskrise des Kapitals seit 2008 ist dieses Eigentum eher ein Schuldstein als ein Einsatz. Ein Körper der reproduziert werden will, obwohl seine Arbeitskraft der gegenwärtigen Ideologie weitgehend überflüssig erscheint. Die hoffnungsvollen Sprünge ins Jenseits der Subjektform, die euphorischen Brutalismen eines formal ungeschützten Lebens, haben sich ökonomisch in gewisser Weise in der Gegenwart bewahrheitet. Aber was macht das aus ihren revolutionär angelegten Vorgänger_innen: lassen Deleuze, Guattari, Acker, Plant, Land und die Anderen noch rettend aktualisieren, in einer Situation in der die Subjektform zum offensichtlichen Zwangsmechanismus wurde? Zur Verpflichtung des Subjekts auf die Schuld an sich selbst?
Eintritt 3,- EUR. Für Mitglieder ist der Eintritt frei.