Benjamin Ramírez Pérez‘ oft kollaborative filmische Praxis zeichnet sich durch die Verknüpfung von unterschiedlichen Ausgangsmaterialien aus, die er in seine Filme und Videos einbindet. Narrative Sequenzen wechseln sich mit dokumentarischen Elementen ab und werden durch das Einblenden von Fotos, anderen Filmausschnitten oder Text ergänzt. Anlässlich der neunten Ausgabe von Another Eye wird Ramírez Pérez zwei Arbeiten vorstellen und im Gespräch mit Künstlerin Ani Schulze Einblicke in seine Arbeitsweise und laufenden Recherchen geben.
Im Zentrum der Science-Fiction-Erzählung Sun Surface (2021; Co-Regie Vincent Ceraudo) steht ein kleines Team von Wissenschaftler:innen, das in der nahen Zukunft bisher unerforschte Energie- und Materieübertragungen zwischen der Oberfläche der Sonne und der Erde untersuchen soll. Aus unterschiedlichen Erzählperspektiven und mit eindrücklichen Bildern von leuchtenden Wüstenabschnitten und scheinbar verlassenen urbanen Gebieten zwischen Ordos (Innere Mongolei) und Shangai, verbindet der Kurzfilm Fragestellungen zu Wachstumsgrenzen, Energie und Ökonomie unter Berücksichtigung von gegenwärtigen gesellschaftlichen, politischen und ökologischen Herausforderungen wie der Klimakrise und des Kapitalismus.
Wie bei Sun Surface ging auch der zweiten Arbeit, die Ramírez Pérez vorstellen wird, eine längere Recherchephase voraus, deren theoretisch-wissenschaftliche Ergebnisse in die Bewegtbildarbeit einfloss. Für Summer Heat An Early Frost (2020) kombiniert er dokumentarische Szenen, die er während eines Residency-Programms in Toronto zusammentrug. Ähnlich einer assoziativen Bilder- oder Gedankenabfolge reihen sich hier u.a. Archiv-Sequenzen, Fotos, Textpassagen zur Filmtheorie des frühen 20. Jahrhunderts, Interviewauszüge sowie Filmausschnitte des US-amerikanischen Spielfilms An Early Frost (1985) rhythmisch aneinander.
Das Gespräch mit Ani Schulze wird eine neue Perspektive auf die Entstehungsprozesse und die vorangegangenen Recherchen zu den formal sehr verschiedenen Arbeiten aufzeigen.

Benjamin Ramírez Pérez (*1988, lebt in Köln) studierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln. 2016 bis 2018 war er Stipendiat bei De Ateliers Amsterdam. Seine Film- und Videoarbeiten wurden u.a. auf dem IFFR Rotterdam, Locarno Film Festival, TIFF Toronto, bei Kurzfilmtage Oberhausen, Visions du Réel Nyon, bei der Julia Stoschek Collection sowie u.a. im Rahmen seiner Einzelausstellungen in der Artothek Köln und der Galerie Markus Lüttgen, Düsseldorf gezeigt. 2015 erhielt er den Chargesheimer Preis für Medienkunst der Stadt Köln. Derzeit arbeitet er in Kollaboration mit seinem Bruder Stefan Ramírez Pérez an dem Langspielfilm Life Is About Losing Everything.

Ani Schulze (*1982, lebt in Köln und Porto) studierte an der Städelschule in Frankfurt und der Glasgow School of Arts. Ihre Arbeiten wurden in Gruppen- und Einzelausstellungen, wie u. a. in der Mountains Galerie in Berlin, in der Galerie Lehmann + Silva in Porto und im Kunstverein Siegen, sowie im Double Feature-Programm der Kunsthalle Schirn in Frankfurt gezeigt. 2023 erschien ihre Monografie Hang in There, Baby bei Mousse Publishing.

Another Eye wird gefördert durch The Gingko Foundation.