1997

Zuspiel - eine Initiative des Siemens Kulturprogramms
Thomas Schütte und Henrik Wolff

bis

Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, zeigt Thomas Schütte und Henrik Wolff.
Der Maler Henrik Wolff präsentiert seine Arbeiten erstmalig öffentlich; für den Bildhauer, Zeichner, Installationskünstler und vielfachen documenta-Teilnehmer Thomas Schütte ist es die erste Ausstellung in einem öffentlichen Düsseldorfer Kunstinstitut.

Die Ausstellung ist Teil zweier Reihen. Zum einen ist diese Ausstellung die sechste und abschließende Station der Ausstellungsreihe ZUSPIEL, die in verschiedenen Kunstinstituten Deutschlands auf Initiative des Siemens Kulturprogramms stattfindet. Die Künstlerbesetzung ist jeweils unterschiedlich, doch wird jede Ausstellung von zwei Künstlern oder Künstlerinnen bestritten, die miteinander in Dialog treten, sich gegenseitig “zuspielen”. Zum zweiten wird mit dieser Ausstellung die Reihe der Dialogausstellungen im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen fortgesetzt.

Seit einem Jahrzehnt zählt Thomas Schütte, geboren 1954 in Oldenburg, zu den wichtigsten deutschen Künstlem seiner Generation. Sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Gerhard Richter gab die Richtung seiner künstlerischen Laufbahn vor: “Als Schüler eines Malers, der alles konnte, konnte man nicht malen.” Von seinem nach eigener Darstellung handwerklichen Unvermögen in den traditionellen malerischen und bildhauerischen Techniken hat sich Schütte nie auf rein konzeptionelle Kunst einschränken lassen, so klar er konzeptuelle Kunst neben Pop-Art als Bezugsfeld seiner Skulpturen und szenisch arrangierten Installationen nennt. Schüttes initialer Bruch mit den handwerklichen Konventionen erwies sich als tragfähige Strategie, das Eindringliche des scheinbar Mißlungenen entwickelte er zu einem vielgestaltigen Werk.

Henrik Wolff wurde 1958 in Detmold geboren und wandte sich nach einem Philosophiestudium der Malerei zu. Seine großformatigen Figurenbilder erinnern in ihren klaren Umrissen und ihrer matten, feinnuancierten Farbigkeit an die Frescomaierei der Renaissance und an die Malerei des “Magischen Realismus”. Seine Bilder stellen die Frage nach der Möglichkeit einer sowohl intensiv emotionalen, als auch kunstgeschichtlich reflektierten zeitgenössischen Kunst.
Wolff stellt mit seiner äußerst sensiblen Malerei sehr wohl auch die Frage nach der Kontinuität vormoderner Kunstauffassungen, die durch die Moderne reflektiert sind.

Thomas Schütte wird zwei seiner amorphen Figuren, eine aus Aluminium und eine aus rostigen Stahl, sowie eine Reihe Schwarz/Weiß-Fotos zeigen. Henrik Wolff zeigt Bilder seiner sich bisweilen verträumt gebärdenden Frauen im bürgerlichen Ambiente.
Wie ein Motto dieser Dialogausstellung liest sich die folgende Stelle aus dem Gespräch im Katalog mit Thomas Schütte:
“Es gibt eine Tendenz, die in unserem Jahrhundert fast völlig übergangen worden ist, auch in jeder documenta bis jetzt, das ist der Realismus. Aber da sehe ich noch viel Platz, nicht im Sinne der Salonmalerei oder einer reaktionären Position, sondem ich meine den Versuch, die Welt wieder sehen zu können ohne mechanischen Apparat. Ich meine keinen Realismus, der hinter den technischen Standard zurückfällt, sondern daß man sich wieder direkt, ohne Zerhacken und ohne Vorabinterpretation, der Wirklichkeit stellen könnte, was natürlich auch deprimierend sein kann, wenn man genauer hinguckt.”