Vortrag
Gestreift, gespiegelt und verfremdet – Zur kritischen Funktion von Ornament und Täuschung in der postmodernistischen Architektur
Vortrag von Dr. Gabrielle Schaad (Technische Universität München)
Dienstag, 5. Juli 2022
19 Uhr
Salon des Amateurs, Düsseldorf, Grabbeplatz 4
Die Kunst- und Architekturtheoretikerin Gabrielle Schaad geht anlässlich der Ausstellung von Yuki Kimura der Funktion von Illusion, optischer Täuschung und Ornament in verschiedenen Architekturpraktiken seit den 1960er Jahren nach. Während Kunsthandwerk und Ornament oft genug von nationalistischen, reaktionären und religiösen Bewegungen instrumentalisiert worden sind, haben neuere Architektur-Praktiken Materialverfremdung und illusionistische Modifizierung von Raum und gebauten Strukturen auch explizit als kritische Werkzeuge verstanden, um normative Sehgewohnheiten aufzubrechen oder in der Architektur verräumlichte Machtstrukturen in Frage zu stellen. Der Vortrag berührt neben dem von Giovanni Battista Piranesi entliehenen Ausstellungstitel COL SPORCAR SI TROVA den in den 1970er-Jahren geprägten „Manierismo Critico“-Begriff des Architekt:innenpaars Trix und Robert Haussmann sowie Beatriz Colominas Überlegungen zu Medialität, Öffentlichkeit und Architektur.
Im Anschluss an den Vortrag findet ein Gespräch statt zwischen Gabrielle Schaad und Kathrin Bentele, das den Vortrag in Zusammenhang stellt mit der laufenden Ausstellung COL SPORCAR SI TROVA von Yuki Kimura.
Dr. Gabrielle Schaad ist derzeit Postdoc an der Technischen Universität München (TUM) und Lehrbeauftragte im Bachelor Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Sie promovierte an der ETH Zürich zu Versprechen und Fallstricken des Technologieoptimismus in der japanischen Nachkriegskunst und Nachkriegsarchitektur. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Raum- und Körperbilder in transkulturellen Kunst- und Designpraktiken seit den 1960er-Jahren sowie die Verräumlichung von Macht- und Geschlechterverhältnissen. Zu ihren Publikationen gehört die Monografie Shizuko Yoshikawa (Lars Müller Publishers, 2018). Sie ist Mitherausgeberin der ARCH+-Ausgabe Zeitgenössische Feministische Raumpraxis (2022), der in Kürze erscheinenden Ausgabe der gta papers CARE (2022) und dem Sammelband archithese reader. Critical Positions in Search of Postmodernity (Triest, 2022).
Foto: KEYSTONE / STR
Blick ins Shopville/S-Bahnhof Museumsstrasse, Zürich Hauptbahnhof, 1993, Gestaltung Trix und Robert Haussmann (1991–1994).