Das Gespräch findet in Englisch statt.

Anlässlich unserer aktuellen Gruppenausstellung CLOSER präsentiert die Künstlerin und Filmemacherin Tiffany Sia ein Screening ihres kurzen experimentellen Dokumentarfilms Never Rest/Unrest (2020, 28 Min.), das neue Ethiken und Ästhetiken im Dokumentarfilm untersucht. Gänzlich mit dem iPhone aufgenommen, dokumentiert die Arbeit die Protestbewegungen im Jahr 2019 in Sias Geburtsort Hong Kong und stellt fundamentale Fragen zur Bedeutung und den Implikationen von online zirkulierenden Bildern und Livestreams: Im Zeitalter von Überwachung und im Kontext von staatlicher Zensur sind sie sowohl Evidenz wie potentielle Belastung. In einem Künstlerinnen-Vortrag gibt Sia anschliessend Einblick in ihre aktuellen Recherchen und fragt, wie Sichtbarkeit neu inszeniert und herausgefordert werden kann; insbesondere die Idee von Bewegtbild als einer digital verfügbaren Ware die online kopiert, geteilt, und geliked wird. Sia bezieht sich etwa auf das Hongkonger Filmkollektiv “Hong Kong Documentary Filmmakers“, um eine filmische Perspektive vorzustellen, die einen kollektiven, zerstreuten und körperlichen Blick favorisiert – anstelle der individuellen Protagonistin oder des subjektiven Erzählers, welcher*r die Betrachter*innen um Empathie bittet. Auf ähnliche Weise fehlen in Never Rest/Unrest bewusst Untertitel, um Fragen von Distanz und Lesbarkeit direkt an die Betrachter*innen weiterzugeben. Nach dem Vortrag findet ein Gespräch statt mit Kathrin Bentele, Direktorin des Kunstvereins.

Tiffany Sia (*1988 in Hongkong, lebt und arbeitet in New York) ist Künstlerin, Filmemacherin und Gründerin des experimentellen Projektraums Speculative Place. Ihre Arbeiten sind u.a. gezeigt worden bei Artists Space, New York; Manchester International Festival; Hordaland Kunstsenter, Bergen; Kunsthal Charlottenborg, Copenhagen; The Douglas Hyde Gallery, Dublin; Shedhalle, Zürich; oder dem Berwick Film & Media Arts Festival. Sia ist Autorin u.a. von Weird Times (2021/22), herausgegeben von der Douglas Hyde Gallery und dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf oder von Too Salty Too Wet 更咸更濕 (2020) herausgegeben von Speculative Place Press, Hongkong.