Elbow Room
Elbow Room, PE II: Lunatic
Dudu Quintanilha
Donnerstag, 31. Oktober 2019
18 Uhr
Dudu Quintanilha beschäftigt sich in textuellen Arbeiten, Fotografien, Videos und Performances mit dem Körper als Arbeits- und Repräsentationsfeld jenseits normativer Ordnungen. Er bearbeitet Fragen von Performativität, Gemeinschaft und Marginalität und überführt sie in kollaborative Verhandlungs- und Arbeitsprozesse. Ausgangspunkt sind jeweils sogenannte Performance Meetings: körperbezogene Improvisationen, vielstimmige Dialoge und gemeinsame Streifzüge durch urbane und periphere Räume. Videos und Performances werden dabei eingesetzt, um diese Begegnungen sowie die mit ihnen in Verbindung stehenden Handlungs- und Verhandlungsformen von Körpern und Sprache miteinander zu verschränken.
Für Physical Education II entwickelt Quintanilha mit Lunatic eine performative Prozession, um Möglichkeiten des Denkens und Fühlens durch Bewegung zu untersuchen. In Kollaboration mit dem Tänzer Rickey Bellot, Musiker und Performer Tomás de Souza und der Dramaturgin Carolina Mendonça werden die Performer*innen tanzen, entlang bestehender Songtexte singen und sich wiederholt mitteilen, „zur falschen Party gekommen zu sein“. Behutsam ebenso wie humorvoll reflektieren sie die Möglichkeiten, einander zu folgen und sich gleichzeitig zu lenken. Sie helfen sich gegenseitig, ihre Körper mit Wasser aus Dosen zu benetzen und das zirkulierende Wasser aufzufangen, indem sie ihre Hände zu Gefäßen formen. Dosen werden zu Objekten, die sich nicht nur im Raum, sondern auch in ihrem Gebrauch und ihrer Bedeutung verändern. Stimmen erschöpfen sich an dem Wort „sorry“, imitieren Maschinen oder singen romantische Reggaelieder. Die Bewegungen der Performer*innen durch die Räumlichkeiten der Institution ebenso wie durch den diese umgebenden städtischen Raum werden zum Ausgangspunkt für ein Nachdenken über Aneignung, Männlichkeit und Fürsorge.
Bei Elbow Room handelt es sich um eine performative Fortsetzung des ehemaligen Schaufensterformats, mit dem der Kunstverein jüngeren Künstler*innen erste Ausstellungs- und Präsentationsmöglichkeiten bot. Elbow Room öffnet in regelmäßigen Abständen temporäre, physisch variable Zwischenräume für die Erprobung und Verhandlung unterschiedlicher Aufführungsformate. So werden die Treppe am Eingang, das Foyer des Kunstvereins mit seiner Bar und dem Panoramafenster, Teile des Ausstellungsraums oder auch der Salon des Amateurs und die benachbarte städtische Umgebung zu Orten für Physical Education (engl. für Leibesübungen, Sportunterricht). Inspiriert von der Idee, den Körper und seine Organe jenseits normativer Zuschreibungen bedeutungsflexibel und dezentriert zu denken, spielt der Ellbogen im Titel auf die Möglichkeit an, mit dem eigenen Körper Handlungs- und Aufführungsräume zu produzieren. Der Ellbogen wird im übertragenen Sinne zum Auslöser von Dehn- und Leibesübungen zur Erschaffung von Spielräumen; Spielräumen, die übertragen auf den Kunstverein vorläufige Einblicke in Recherchen und entstehende Projekte ebenso wie temporäre Bühnen für abgeschlossene Arbeiten liefern. Die diesjährige Ausgabe von Elbow Room, Physical Education I–III, entsteht in enger Zusammenarbeit zwischen Eva Birkenstock, Gesa Hüwe und Victoria Tarak.
Eintritt 4 Euro. Ermäßigt 2 Euro. Für Mitglieder ist der Eintritt frei.