Elbow Room
Elbow Room, PE II: Punchdrunk
Leda Bourgogne
Donnerstag, 31. Oktober 2019
19 Uhr
Salon des Amateurs, Düsseldorf, Grabbeplatz 4
Die künstlerische Arbeit von Leda Bourgogne ist geprägt von einem Interesse an Psychoanalyse, Philosophie, Literatur und feministischem Denken. In objekthaften Bildern, Lyrik und Skulpturen offenbart sie die strukturellen Perversionen normativer Wünsche, von Identitätskonstruktionen und Machtverhältnissen sowie die Ununterscheidbarkeit von intimen und öffentlichen, von politischen und privaten Räumen.
Ihre neue Performance Punchdrunk nimmt sie zum Anlass, um die Ordnungssysteme, die Architektur sowie die in sie eingeschriebenen Verhaltenscodes des jüngst wieder eröffneten Salon des Amateurs in einen poetisch-performativen Verhandlungsraum zu überführen. Indem sie die Räumlichkeiten mit Text- und Soundcollagen überlagert, überschreibt sie den Nachtclub im Erdgeschoss der Kunsthalle mit einer rhythmusinduzierenden Klanglandschaft, um die Einflussnahme von Körpern auf Räume und von Räumen auf Körper zu aktivieren. Die damit zusammenhängenden Grenzzonen, Blickregime und Wirkungsweisen werden in diesem Prozess verstärkt ebenso wie neutralisiert und umcodiert. Heterotopische Räume, wie auch der Salon des Amateurs einer ist, sind für die Künstlerin von gesellschaftlichen Ordnungen und Kategorisierungen durchzogen, jedoch bergen sie immer auch ein subversives, widerspenstiges Potenzial, das nicht zuletzt durch die (gleichermaßen von Einschreibungen und Disziplinierungen durchzogenen) Körper als Austragungsort eigensinniger und subversiver Praktiken affiziert werden kann. Im inneren Monolog einer „unzuverlässigen Erzählerin“ befragt Bourgogne hegemoniale Zuordnungen von Begehren und öffnet mit ihrer Vorstellung von Körpern als konfliktbeladenen Zonen nicht zuletzt auch Bezüge zur parallel im Kunstverein präsentierten Ausstellung Maskulinitäten.
Bei Elbow Room handelt es sich um eine performative Fortsetzung des ehemaligen Schaufensterformats, mit dem der Kunstverein jüngeren Künstler*innen erste Ausstellungs- und Präsentationsmöglichkeiten bot. Elbow Room öffnet in regelmäßigen Abständen temporäre, physisch variable Zwischenräume für die Erprobung und Verhandlung unterschiedlicher Aufführungsformate. So werden die Treppe am Eingang, das Foyer des Kunstvereins mit seiner Bar und dem Panoramafenster, Teile des Ausstellungsraums oder auch der Salon des Amateurs und die benachbarte städtische Umgebung zu Orten für Physical Education (engl. für Leibesübungen, Sportunterricht). Inspiriert von der Idee, den Körper und seine Organe jenseits normativer Zuschreibungen bedeutungsflexibel und dezentriert zu denken, spielt der Ellbogen im Titel auf die Möglichkeit an, mit dem eigenen Körper Handlungs- und Aufführungsräume zu produzieren. Der Ellbogen wird im übertragenen Sinne zum Auslöser von Dehn- und Leibesübungen zur Erschaffung von Spielräumen; Spielräumen, die übertragen auf den Kunstverein vorläufige Einblicke in Recherchen und entstehende Projekte ebenso wie temporäre Bühnen für abgeschlossene Arbeiten liefern. Die diesjährige Ausgabe von Elbow Room, Physical Education I–III, entsteht in enger Zusammenarbeit zwischen Eva Birkenstock, Gesa Hüwe und Victoria Tarak.
Eintritt 4 Euro. Ermäßigt 2 Euro. Für Mitglieder ist der Eintritt frei.