Another Eye

Another Eye: Katharina Keller
Screening und Gespräch

Dienstag, 25. April 2023
19 Uhr

Katharina Kellers multimediale Praxis funktioniert wie ein stetig wachsendes Archiv von Orten persönlicher und kollektiver Erfahrung und Erinnerung. In ihren Videoarbeiten, Skulpturen, Installationen und Textilarbeiten beschäftigt sie sich mit Fragen nach kultureller Identität, (Familien-)Geschichte und Lebensräumen ebenso wie mit deren Verortungen und ihrer Bedeutung für die Gegenwart. Zunächst ausschließlich als Dokumentationsmedium gedacht, sind Katharina Kellers Videos inzwischen eigenständige Arbeiten, deren beobachtender Ansatz weiterhin charakteristisch für ihre Praxis ist.
Für die fünfte Ausgabe von Another Eye wird Katharina Keller zwei Videoarbeiten vorstellen: On Sunday Weavers Weaving Flowers of Brocade (Shortparis) (2022) versammelt tagebuchähnlich Sequenzen und Fragmente, die sie zwischen 2013 und 2022 in Deutschland, ihrer Geburtsstadt Omsk, auf ihrer Recherchereise durch Sibirien und entlang des Pazifiks sowie während des Unterwegsseins zwischen diesen Stationen gefilmt hat – unterschiedlichste Orte, die alle für ihre Biografie prägend sind. Wiederkehrende Aufnahmen der Landschaften, die Katharina Keller während ihrer Reisen begleiten, unterstreichen die große Distanz, die sie als Reisende für ihre künstlerische Arbeit zurückgelegt hat und scheinen diese gleichzeitig zu überbrücken. Begleitet werden die Landschaftsaufnahmen von Konzertmitschnitten der Band Shortparis, die Katharina Keller im Herbst letzten Jahres gefilmt hat. Im Frühjahr 2022 veröffentlichte die russische Band das Musikvideo zu ihrem Song Yablonnyy sad („Apfelgarten“, erschienen 2021), mit dem sich die Musiker deutlich gegen den Angriffskrieg gegen die Ukraine positionierten. Auch in anderen Songs thematisiert die Band immer wieder kritisch die von einem Teil der russischen Gesellschaft kultivierte postsowjetische Nostalgie, den fortschreitenden Nationalismus und die kontinuierliche Militarisierung Russlands.
In HYDRODAMALIS GIGAS (2020), lässt Katharina Keller ebenfalls verschiedene Bild- und Textebenen dokumentarisch miteinander in Dialog treten. Ausgehend von ihrer Beschäftigung mit der Figur Georg Wilhelm Steller (1709–1746), Forscher und Arzt auf der Halbinsel Kamtschatka, spürt sie der Geschichte einer von ihm entdeckten Seekuh (Hydrodamalis gigas) nach, die bis in die Gegenwart reicht.

Im Anschluss an das Screening findet ein Gespräch mit Gesa Hüwe, kuratorische Assistentin des Kunstvereins, und Katharina Keller statt.

Another Eye wird gefördert durch The Gingko Foundation.

Bild: Katharina Keller, Tomsk (Archivmaterial), 2014