Chris Reinecke
Wasserfarbe, Bunt- und Bleistift, Marker, Tusche auf Papier
115 x 73 cm
Unikat
Seit Mitte der 1980er Jahre arbeitet Chris Reinecke (Jg. 1936) an ihrem Projekt Mappa Mundi, das sich seither zu einem regelrechten Werkkomplex entwickelt hat. Es basiert auf zeichnerischer Praxis und assoziativen Recherchen, in die Alltagserfahrungen und Introspektion ganz unmittelbar einfließen können oder auch eine eingehende Analyse erfahren. Ein im weitesten Sinne prozessuales, kartografisches Projekt, bilden die als Mappa Mundi entstehenden Arbeiten vielteilig zusammengesetzte, oft voluminös in den Raum ausgreifende Bildobjekte, wo Text und Grafik, Collage und Cut-Out, Dokument und originäre künstlerische Handschrift in brisantem Bezug zueinanderstehen. Der phänomenologisch-selbstreflexive Ansatz setzt fort, was Reineckes experimentelle Arbeiten seit der Mitte der 1960er Jahre kennzeichnet. Zusammen mit Jörg Immendorff Initiatorin der LIDL-Aktionen (1968-1969) vertrat Reinecke einen politisierten künstlerischen Ansatz und wandte sich als wache Beobachterin von gesamtgesellschaftlichen Phänomenen mehr und mehr dem direkten sozialen und politischen Engagement zu – womit sie an den Rand des Kunstbetriebs gedrängt wurde. Mappa Mundi bezeugt, wie ungemein schlüssig und konsequent Reinecke dennoch ihr künstlerisches Oeuvre weiterverfolgt und ausgebaut hat.