„Modo de usar“, also die Frage danach, wie etwas zu benutzen wäre, steht im Zentrum der künstlerischen Arbeit von Leonor Antunes. Auch in ihrer großartigen Einzelausstellung Villa, how to use in unserem Kunstverein bildet die Frage nach der konkreten Benutzung oder in einem allgemeineren Sinn gesprochen ‚Funktion‘ ein Motto, dass freilich nicht nur auf das künstlerische Anliegen Antunes´ verweist. Mir scheint, wir dürfen diese Frage gerne auch auf unsere eigene Auseinandersetzung mit den Arbeiten der Künstlerin hin auslegen.
Oft wurde in der bisherigen Rezeption von Antunes´ Werk auf eine Verwandtschaft ihrer Arbeiten mit denen des Postminimal der 1960er und 1970er Jahre verwiesen. In der Tat liegt es allein schon mit Blick auf die von Antunes favorisierten (Natur-)Materialien und deren formale Gestaltung, wie geflochtenes / genähtes Leder, zu Netzen oder ornamental-abstrakten Formen geknotete Schnüre, Arrangements aus Seilen, Holz- und Metallteilen ect., dort referenzielle Entsprechungen zu suchen. Die postminimalen Arbeiten etwa einer Eva Hesse oder eines Bill Bollinger konfrontierten ihrerseits den dogmatischen, beinahe industriell daherkommenden Formalismus der Minimal Art mit gezielter, bis zu einer empfindlichen Fragilität und formlosen Flüchtigkeit gebrachten Gestalt-Organisation. Betont körperhaft, geradezu physisch angreifbar wollen sich diese Arbeiten gegenüber Assoziationen, symbolisch-metaphorischen Deutungen öffnen – und können sehr wohl als Gegenreaktion zu jener puristisch-seriellen Produktionsstraße-Minimalität verstanden werden, die etwa ein Donald Judd vertritt.
So nahe es läge, den Vergleich zwischen Antunes´ skulpturaler Praxis und den historischen Errungenschaften des Postminimal zu ziehen, so sehr und teils fast wörtlich sich das Werk der Portugiesin zudem auf modernistische Architektur und Design beziehen mag – die Frage nach der konkreten Benutzung oder allgemeinen Funktion scheint eher an ein Kernproblem der Kunst zu rühren. Denn wie wäre diese zu benutzen, wie funktioniert sie eigentlich, wenn wir als ihre Hauptqualität doch gerade die Funktionslosigkeit ausmachen.
In ihrer Edition für unser diesjähriges Jahresgabenprogramm setzt Leonor Antunes an der Stelle an, wo die konkrete Benutzung (eines Objekts) mit seiner allgemeinen Funktion (als Kunst) aneinander gerät. „Modo de usar“, wie etwas zu benutzen wäre, steht uns ebenso frei wie wir in unserem Verhalten und Tun konditioniert und reguliert sind. Leonor Antunes steckt in diesem Sinne mit ihren Arbeiten mögliche Spielräume für Handlungen und Funktionen ab, kartographiert und konfiguriert sie zugleich. Was wir damit anfangen sollen? Fangen wir einfach mal an.