Artur Zmijewski arbeitet mit Fotografie und Video und nimmt in seinen Arbeiten die Rolle des Beobachters ein. Er inszeniert Versuchsanordnungen mit Menschen, die ein außergewöhnliches Schicksal haben – Behinderte, Veteranen, den Holocaust überlebende Juden.
In seinen teilweise radikalen Arbeiten, die bereits auf internationalen Ausstellungen zu sehen waren (Triennale di Milano, 2001; Manifesta 4, 2002; Öffentliche Rituale, Museum Moderner Kunst, Wien 2003), reduziert er mit einem quasi dokumentarischen Blick formale Mittel auf ein Minimum, er berührt Tabuthemen und und provoziert Diskussionen. Sein Interesse gilt Menschen, die allein sind: “ Allein in ihren Körpern, allein in ihrem Denken, allein in ihrem Leben, in dem etwas nicht stimmt, in dem es etwas gibt, das sie stört.” Menschen, die zu tabuisierten Gruppen unserer Gesellschaft zählen, werden bei Zmijewski zu Hauptdarstellern. Der Künstler zeigt in höchst berührenden und zutiefst menschlichen Arbeiten unglaubliche Szenen: Kriegsopfer singen Marschlieder, Einbeinige gehen und ein Chor gehörloser Jugendlicher führt eine Kantate von Bach auf.
Die Bilder für die Jahresgabehat Artur Zmijewski auf seinen Recherchereisen nach Tel Aviv, Düsseldorf und Mexico, wohin er mit Pawel Althamer zur Vorbereitung der Ausstellung im Kunstverein reiste, fotografiert. Die fünfzehn Bilder, die er ausgewählt hat, zeigen vor allem die Rückseiten sehenswürdiger Orte – Situationen, die weniger für den Blick des Touristen inszeniert sind, sondern den Alltag hinter den Kulissen widerspiegeln.
Patrizia Dander