In seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland zeigt Rafal Bujnowski (*1974 in Wadowice) eine Auswahl von Arbeiten seit 1999. Seine konzeptuell angelegten Bilder spielen mit Eigenschaften von Malerei, Erwartungen an Kunst und präsentieren Entwürfe für einen egalitären Umgang mit Kunst.
Bujnowski malt Bilder, in denen die Motive mit der Farbe selbst, mit der Form der Leinwand, der Präsentation an der Wand oder ihrer Rezeption als Bild eine vielschichtige Wechselwirkung eingehen. In seinen Serien identischer Bilder zerstört er die Idee eines Gemäldes als auratisches, nicht wiederholbares Unikat.
Die Motive von Bujnowskis Bildern sind Bilder selbst oder Szenen, die mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit (Schnee) spielen, mit Blickwinkeln (Wände mit Bildern) oder mit zufällig malerischen Momenten (Flecken). Hinter dem humorvollen Durchdeklinieren von Malerei verbergen sich grundlegende Fragen über Wahrnehmung und die Funktion privater und öffentlicher Bilder.
So schleust Bujnowski Kunst in den Alltag ein und umgekehrt. Zeuxis berühmtes Trompe-l’œil-Stillleben, dessen gemalte Trauben einige Vögel für echt hielten, findet eine zeitgenössisch prekäre Entsprechung im sprichwörtlichen Fotorealismus: Für seinen Visumsantrag zur Einreise in die USA reichte der Künstler die Reproduktion eines gemalten Selbstporträts ein, die von den Pass- und Zollbeamten nicht als „Fälschung“ erkannt wurde. Auch die Anmeldung für Flug-stunden funktionierte mit diesem Bild: ein Video zeigt Bujnowski als Piloten hoch über New York.
Bujnowski reflektiert Erwartungshaltungen und Wahrnehmungsmuster, seine Gemälde begeben sich auf eine Gratwanderungen zwischen Abbild und Realität. Die Bilder von Videokassetten, Ziegelsteinen, Plasmascreens u.a. bilden die Gegenstände des Alltags nicht einfach ab, sondern scheinen sie zu sein. Ihr „als ob“, ihre täuschende Echtheit regt uns zum Nachdenken über die Dinge, ihre Erscheinung und Repräsentation an.
Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit Bunkier Sztuki (Kunsthalle Krakau) entstanden, der Katalog (d/en/pl) mit Texten von Maria Anna Potocka, Marek Krajewski und Susanne Küper kostet im Kunstverein 17 Euro.